Über Abstinenz und Morbidität

Fernsehen macht morbid. Mich als Fernsehabstinenzlerin zumindest.
Vor zwei Tagen beschloss ich, mich von nun an dem Medium TV hinzugeben. Fernsehbilanz des heurigen Jahren also: Vanilla Sky und Fahrenheit 9/11.
Ich will hiermit weder irgendetwas an den Pranger stellen, so à la „fernsehen trägt zur Verdummung bei“ oder ähnliche Sager aus der Medienfeindeliste – und schon gar nicht so was wie „ich bin ja so toll, weil ich das TV nicht brauche“ behaupten.
Nun, es war einfach so: Fernsehen, dann ins Bett. Statt mich meinem immer seligen Schlaf hingeben zu können, begannen unerträgliche Gedanken wie die Geier über meinem Bett zu kreisen (in Begleitung einer Mücke), immer wieder von vorn, immer wieder dasselbe, immer derselbe Teufelskreis. Runter in die Küche, rauf ins Bett, ein stundenlanges hin und her.
Am nächsten Tag schreibt man dann morbide Beiträge über den Tod.
Ich wollte ja eigentlich nur deshalb fernsehen, um einmal etwas anderes zu tun. Schließlich gehe ich doch auch liebend gern ins Kino, auch dort schaut man sich Filme an. Warum also nicht auch zuhause?
Ich vermute mal, mein Kopf hat es sich einfach angewöhnt, am Abend alle Gedanken in Ruhe fertig zu denken und musste dies dann, weil abgelenkt durchs Fernsehen, fast in Form eines Racheakts nachholen. Und mich die ganze Nacht hindurch peinigen, sodass ich am nächsten Tag todunglücklich aufwachen musste.
Eigentlich ist das eine Frechheit. Kann man denn nicht einfach tun, was man will?
freifrau - 2. Nov, 12:29

also bei vanilla sky

ging es mir ähnlich - aufgewühlt, verwirrt und irgendwie traurig *achselzuck* ... dabei war die pointe des films, im nachhinein gesehen, einfach nur doof

freilich - 2. Nov, 20:31

den fand ich

so schwach aufgezogen (trotz beeindruckender schauspielerischer Leistungen, v. a. Penelope Cruz), dass sogar ich horrorphobikerin relativ unbeeindruckt ausgestiegen bin. Solche Filme beklemmen mich normalerweise ganz arg.
julya - 2. Nov, 20:43

in dem zusammenhang

wäre A Beautiful Mind zu empfehlen. ein film, der mich nicht mehr hat schlafen lassen. da ist vanilla sky ein pups gegen.
creature - 2. Nov, 14:30

"gedanken fertig denken", so wichtig für die mentale hygiene, bei dem derzeitigen angebot an büchern, musik, fernsehen und filmen schwer zu realisieren!
aber die fatalen auswirkungen merkt man dann doch auch.... ;-/

freilich - 2. Nov, 14:59

jaaa, creature

du sprichst mir aus dem herzen. Ich brauch täglich so viel, wie ein anderer vielleicht mit zwei Stunden Zähne putzen erreichen möchte!!
Aber neben der Musik kann ich gut denken, trotz allem. Sie beflügelt zuweilen sogar!
Eriador - 2. Nov, 15:59

Tun was man will darf man nur wenn einem die Konsequenzen egal sind :) So gesehen, dickeres Fell zulegen und gleichgültiger werden! ;)
(Dickes Fell gibts übrigens bei mir in der Tüte, freundliche Stiftung von Herrn Simon, wenn ich also aushelfen kann...)

freilich - 2. Nov, 17:30

mir sind sie aber nicht egal... und leider bin ich auch keine katze
Eriador - 3. Nov, 11:50

war auch nicht bös´gemeint, in solchen Momenten wünscht ich mir nur einfach hin und wieder mal, das mein Fell ein klein wenig dicker wäre und die eine oder andere Sache einfach auch mal an mir abprallen würde :) klappt selten.
freilich - 3. Nov, 11:53

:-)

es geht uns ja allen gleich...
ich war auch nicht böse, sondern nur in Desillusionierungsphase ;-)
Eriador - 3. Nov, 13:41

:) Kenn ich
trilusion - 2. Nov, 18:03

genau-popau

dito: habe seit nem jahr kein fernsehn, weil umgezogen und dann irgendwie zu faul sich zu kümmern, abgefunden, und jetzt gut gefunden ohne glotze. wenn ich dann jetzt mal einem fernseher über den weg laufe und auch etwas gucke, brauche ich auch immer mindestens doppelt soviel zeit, um drüber hinwegzukommen, bzw. einmal zeit um das gesehene zu verarbeiten und dann noch die normale zeit, um den tag zu sortieren.

früher dachte ich, zappen ist träumen ohne hirnanstrengung ("baden sie bitte jetzt ihre gedanken in milch"), so viele schnelle bilder auf einmal, aber tatsächlich ist es anstrengender als sonstwas. denn sie werden nicht verarbeitet und in ihre kleinen hirnschubladen sortiert, wo sie hingehören, sondern flattern fröhlich herum und müllen den kopf voll.

und apropos, besonders fies ist: vor dem tv einzuschlafen. das ist überhaupt nicht entspannend, egal was leute behaupten.

HumanaryStew - 2. Nov, 19:49

Eigentlich ist es ganz einfach:

ich, als Fernsehkind der ersten Stunde (ich dachte bis zum Alter von 7 Jahren ich hieße Feuerstein mit Nachnamen) habe herausgefunden, dass es zwei Möglichkeiten gibt solche Gedankenverfolgungsjagden loszuwerden.

Nummer 1: Man darf dem Kopf keine Chance geben zu denken zu beginnen. Soll heißen, selbst wenn alle mehr oder weniger sehenswerten Filme für einen Tag vorbei sind, muss man vor dem Fernsehgerät sitzenbleiben und sich noch die 15. Wiederholung von Teleshopping für ein neues Schuppenschampoo mit dem man sogar Autos waschen kann und durch das man auch noch abnimmt anschaun. Und wenn dann der Wecker läutet - weg vom TV, rein in die Dusche, raus aus dem Haus und arbeiten was das Zeug hält, bis man am Abend heimkommt und sich wiederum mit einer schönen Portion von Sit-Coms, Reality Soaps und Werbung bis zum nächsten Morgengrauen das Hirn wegdröhnen kann.

Nummer 2: Nummer 2 folgt eigentlich ausschließlich nach Nummer 1. Allerdings funktioniert das nur in dem Fall, dass man nicht suchgefährdet ist. Ich bin definitiv eine Nummer 2. Man sieht fern. Und zwar ausgewähltes Programm: eine Folge der Simpsons, eine Folge Malcom in the Middle, eine Folge Scrubs und vielleicht auch noch irgendein Filmchen, das grad so läuft - auch wenn man's schon des öfteren gesehen hat. Wird man des Fernsehens überdrüssig schaltet man die Glotze ab und begibt sich ins Bett (Zähneputzen nicht vergessen!) Dort angelangt versucht der Kopf natürlich weiterzudenken. Wenn man allerdings geübt ist und auch schon alles gesehen hat, was es im TV zu sehen gibt, kann man das verhindern. Es entsteht wiederum das berühmte dümmliche Grinsen. Du weißt wovon ich spreche, Frl. Freilich ;o)

Für Fragen wenden Sie sich gern jederzeit an mich - einen bekennenden Ex-Fernseh-(und übrigens auch Chat-)Junkie. :)

kdany - 2. Nov, 20:10

fernsehen ist (grossteils) nichtstun (wollen) ...

zumindest mir geht's so. komme wochen- ,monatelang ohne fernsehen aus. doch wenn ich zu faul zum lesen oder schreiben bin, ist fernsehen in anbetracht anderer alternativen noch immer das kostengünstigste übel... ;))

schmidt - 2. Nov, 20:41

bei Vanilla Sky alles kein Wunder

Also nicht nur die Idee von Tom Cruise einen Film so toll zu finden, dass er ihn einfach ein bisschen in Hollywood aufgepeppt nochmal dreht und ihn in die Kinos bringt ist idiotisch. Wahrscheinlich wollte er damit die Penelope so rumkriegen...
Aber richtig Mist ist wohl die Szene, in der er wild "Technischer Support" brüllend durch die Aula läuft. Also das Original ist schon Mist, aber das einfach noch zu wiederholen. Ich weiß nicht was das sollte und ich mag den Film auch nicht.
Also gib dem Fernsehen doch noch ne Chance, istn Zeitfresser, stimmt schon. Muss man wohl eher homöopathisch angehen...
schmidt

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