schreiberisch
Und erfreulicherweise geht der Nobelpreis wieder - wie vor einigen Jahren - an einen Autoren, den ich sehr schätze: Harold Pinter
Es ist unglaublich, wie man mit wenigen Worten so derart die Wahrheit sprechen kann und gleichzeitigt den Leser (bei den Dramen wohl eher Hörer und Zuseher) vom Sujet auf einzigartige Weise betroffen macht.
Bravo, gute Entscheidung
freilich - 13. Okt, 22:22
Ich spreche nicht besonders gern über meine Arbeit, am allerwenigsten hier in diesem Blog, da ich denke, dass man diese Dinge gefälligst besser für sich behalten bzw. nur seine Nächstnahen damit belästigen sollte.
Nun ergab sich für mich aber ein Kuriosum, das ich nicht ungeschrieben lassen möchte und das von mir aus auch gut und gerne in dieses Medium passt, auch weil nicht larmoyant (hübsches Wort, oder ;-))
Nun bestand meine Aufgabe darin, eine "bitte bis übermorgen spätestens fertig" Glosse zu verfassen, die sich auf höchst positive Weise über Konsum und Luxus äußern sollte. Wer die Freilich kennt, der weiß, wie sie rumläuft, bzw. wie es bei ihr daheim ausschaut und kann sich vermutlich schwer bis gar nicht vorstellen, dass sie mit einem Ton der Überzeugung etwas präsentieren kann, das ihre Vorstellungskraft auf solche Art übersteigt. Ganz arrogant gesagt, ich tu mir sauschwer auf Tussi zu machen.
Aber ich machte, und je weiter ich in das Thema eindrang, desto mehr Spaß hatte ich dabei, und die Glosse ist über meine Vorstellungen hinausgehend überaus witzig und gut lesbar gelungen. Jeder, der das liest, wird sofort einkaufen gehen und im Luxus baden wollen.
Das bedeutet wohl hoffentlich nicht, dass eine verborgene Tussi in mir steckt. Eher dass es etwas gibt, das man auktoriale Schauspielerei nennen könnte.
Nur kurz: Werbung in eigener Sache.
Das
Dichterland ist nun eröffnet und freut sich über jeden Besucher und Beitragenden.
freilich - 25. Apr, 11:12
Die olle Freilich gehört zur Familie der Wanderschreiber. Das ist mir heute wieder aufgefallen, da ich den ganzen Arbeitstag in einem Großraumbüro zubrachte.
Ein Wanderschreiber ist jemand, der mit dem Gesäß auf dem Schreibtischsessel gleichermaßen auf der Leitung sitzt. Um voranzukommen, muss er sich also ständig in Bewegung halten, und so marschierte, nein schlängelte ich mich andauernd zwischen den mehr imaginären als Wänden dieses Büros hindurch, nach Worten heischend, die sich nirgendwo so gut aufschnappen lassen wie in der Luft, zwischen Gemurmel und Telefongebimmel.
Die Leute hörten irgendwann damit auf, mir jedes Mal Grüß Gott und Auf Wiederschaun zu wünschen. Entweder hatten sie das Konzept des Wanderschreibers durchschaut oder sie seufzten ein die kommt ja doch wieder. Einer schüttelte mir sogar immer die Hand, das fand ich besonders nett.
Später kam ich drauf – und das hätte ich früher wissen sollen (auch wenn das vermutlich nichts genutzt hätte) – dass auch mein älterer Sohn künftig der Gattung der Wanderschreiber angehören wird. Am Elternsprechtag erfuhr ich nämlich, wie es um ihn steht – ojojoj. Ich war selber eine sauschlechte Schülerin und zu einem späteren Zeitpunkt, da man selber so quasi über den eigenen Körper „verfügen“ durfte, annähernd brillant, leistungstechnisch gesehen. Ich hätte es wissen müssen, weil er mit dem Schulbuch in der Hand ständig die Stiegen auf- und ablatscht, das tut er nicht aus Ignoranz und Langeweile, er tut es, weil er muss. Ich hätte fragen sollen, ob für solche Kinder nicht eine Laufradklasse eingerichtet werden könnte, nun bleibt mir lediglich das Warten auf die sechste Klasse, die in unserer Schule die Wanderklasse ist.
Kluge Menschen würden dies nun in das Konzept des kinesiologischen Wirkens und Erfahrens quetschen. Ich erkläre es prosaisch zum Schicksal des Wanderschreibers.
Jetzt wo ich es weiß, muss ich mir überlegen, ob ich künftig bei etwaigen Bewerbungen, sollte ich in die Endrunde kommen, den Zusatz „besondere Merkmale: Wanderschreiberin“ anfügen sollte, oder wenigstens um ein eigenes Büro in einem langen Flur bitten.
Am Freitag geh ich wieder ins Großraumbüro. Ich freu mich schon aufs Händeschütteln und die vielen freundlichen Menschen.
freilich - 12. Apr, 20:52
Es ist ja hinlänglich bekannt, dass ich hie und da über eine sagen wir ausgeprägte Leitung sprich Überreißerquotient verfüge. So tat es mich gestern schon sehr wunder, auf einmal von einer mordsialischen Pipeline runterzusteigen, die mir jahrelang gar nicht aufgefallen war.
Es war die Texter-Pipeline. Viel Herzeblut hatte ich bislang vergossen, um diesen und jenen Werbe- und PR-Texten den nötigen Seelengehalt einzuverleiben, Stunden der Wut, der Verzweiflung am Worte selbst trieben mich dann und wann fast in den Wahnsinn.
Und da saß ich dann eben einfach so da, ein wenig lustlos, tätschelte nur ein wenig die Worte und Buchstaben dort am Monitor und dachte mir, dass es an der Zeit wäre, die gestellte Aufgabe abzuschließen. Da es um Wellness ging, schnappte ich mir die handelsüblichen Wohlfühl-Satzbrocken und fügte sie aneinander, drückte und zog ein bisschen, damit sich der vorgegebene Inhalt auch noch reinquetschen ließ. Fertig.
Da stand ein Text vor mir. Für seine Kategorie durchaus vertretbar.
Und so schnell getextet.
Idealismus ist ja schön und gut.
Aber manchmal geht es wirklich nur um Produktion.
ergo:
(Nur) Worüber man nicht texten kann, darüber soll man schreiben oder schweigen
Daraus ergibt sich dann etwas Schönes, das manche Literatur nennen.
Heute ist ein guter Tag zum Schreiben. Wirklich. Ich spür das in meinen tippwilligen Fingern und auch in meinen heute Word.doc freundlichen Gehirnwindungen, sogar dort spür ich das. Also, es ist ganz einfach, setz ich mich hin und schreibe etwas. Worüber könnte ich schreiben? Am besten mache ich mir gleich einen Kaffee, unten in der Küche, und denke darüber nach. Beim Kaffeetrinken fällt einem immer etwas ein. Zum Beispiel, dass ich vergessen habe, die Wäsche aufzuhängen. Sie gammelt in der Waschmaschine vor sich hin und wird sich bald einen neuen Duft aneignen – die olfaktorische Wandlung sozusagen. Also, oberste Dringlichkeit, wieder rauf.
Vom Zimmer aus, in dem ich die Wäsche aufhängen will, vernehme ich den Geruch überquellenden Kaffees, wie er auf die Herdplatte spritzt. Das tut er oft, ich sollte mir Lecithin kaufen, das muss ich mir dringend auf einem Zettel notieren, sonst vergess ich es gar wieder. Aber erstmal den Kaffee retten bzw. das, was noch zu retten ist.
Soll ich jetzt erst den Kaffee trinken und mir überlegen, was ich eigentlich tun wollte, oder die Wäsche aufhängen? Ich lasse die Vernunft siegen und gebe der Wäsche den Vorrang. Wie ich sehe, ist der Ständer noch voll, den letzten Waschgang habe ich noch nicht in die Kästen geschlichtet. Also geh ich doch vorher den Kaffee trinken.
Ich hol mir eine Tasse aus dem Schrank, da ist aber keine Tasse, weil sie alle noch im Geschirrspüler sind. Räum ich ihn halt aus, den blöden Geschirrspüler. Die Katze will rein und schwänzelt schnurrend um mich herum. Das tut sie nur, wenn sie dringend was zum Fressen haben will. Geb ich ihr eben was auf ihr Tellerchen und räum dann weiter aus.
So, denk ich mir, jetzt hab ich mir den Kaffee aber redlich verdient. Setz ich mich mal hin und rauch eine. Worüber könnte ich schreiben? Die Küche ist so dreckig, die Kinder haben wieder alles vollgebröselt mit Schokolade. Das muss ich schnell wegkehren, sonst verschmieren sie es noch weiter, es ist so schon ungustiös genug. Ich kehre ein bisschen durch die Zimmer, wo die Kinder auf dem Diwan Bleistifte gespitzt und Plastilin auf die Sessellehnen gepickt haben. Das soll mich jetzt nicht irritieren, ich will ja nur die Schokoladebrösel wegkehren.
So, endlich fertig, jetzt setz ich mich an den Schreibtisch und schreib was. Worüber könnte ich schreiben? Ich sehe, dass die Wäsche noch nicht zusammengelegt und verstaut ist und mir fällt wieder ein, dass da noch eine Waschladung in der Maschine liegt. Aber ich will ja was schreiben. Was soll ich jetzt tun?
Ach, geh ich erstmal einen Kaffee trinken.
freilich - 19. Feb, 19:06