Samstag, 19. Februar 2005

Ein guter Tag

Heute ist ein guter Tag zum Schreiben. Wirklich. Ich spür das in meinen tippwilligen Fingern und auch in meinen heute Word.doc freundlichen Gehirnwindungen, sogar dort spür ich das. Also, es ist ganz einfach, setz ich mich hin und schreibe etwas. Worüber könnte ich schreiben? Am besten mache ich mir gleich einen Kaffee, unten in der Küche, und denke darüber nach. Beim Kaffeetrinken fällt einem immer etwas ein. Zum Beispiel, dass ich vergessen habe, die Wäsche aufzuhängen. Sie gammelt in der Waschmaschine vor sich hin und wird sich bald einen neuen Duft aneignen – die olfaktorische Wandlung sozusagen. Also, oberste Dringlichkeit, wieder rauf.
Vom Zimmer aus, in dem ich die Wäsche aufhängen will, vernehme ich den Geruch überquellenden Kaffees, wie er auf die Herdplatte spritzt. Das tut er oft, ich sollte mir Lecithin kaufen, das muss ich mir dringend auf einem Zettel notieren, sonst vergess ich es gar wieder. Aber erstmal den Kaffee retten bzw. das, was noch zu retten ist.
Soll ich jetzt erst den Kaffee trinken und mir überlegen, was ich eigentlich tun wollte, oder die Wäsche aufhängen? Ich lasse die Vernunft siegen und gebe der Wäsche den Vorrang. Wie ich sehe, ist der Ständer noch voll, den letzten Waschgang habe ich noch nicht in die Kästen geschlichtet. Also geh ich doch vorher den Kaffee trinken.
Ich hol mir eine Tasse aus dem Schrank, da ist aber keine Tasse, weil sie alle noch im Geschirrspüler sind. Räum ich ihn halt aus, den blöden Geschirrspüler. Die Katze will rein und schwänzelt schnurrend um mich herum. Das tut sie nur, wenn sie dringend was zum Fressen haben will. Geb ich ihr eben was auf ihr Tellerchen und räum dann weiter aus.
So, denk ich mir, jetzt hab ich mir den Kaffee aber redlich verdient. Setz ich mich mal hin und rauch eine. Worüber könnte ich schreiben? Die Küche ist so dreckig, die Kinder haben wieder alles vollgebröselt mit Schokolade. Das muss ich schnell wegkehren, sonst verschmieren sie es noch weiter, es ist so schon ungustiös genug. Ich kehre ein bisschen durch die Zimmer, wo die Kinder auf dem Diwan Bleistifte gespitzt und Plastilin auf die Sessellehnen gepickt haben. Das soll mich jetzt nicht irritieren, ich will ja nur die Schokoladebrösel wegkehren.
So, endlich fertig, jetzt setz ich mich an den Schreibtisch und schreib was. Worüber könnte ich schreiben? Ich sehe, dass die Wäsche noch nicht zusammengelegt und verstaut ist und mir fällt wieder ein, dass da noch eine Waschladung in der Maschine liegt. Aber ich will ja was schreiben. Was soll ich jetzt tun?
Ach, geh ich erstmal einen Kaffee trinken.

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