Wanderschreiber
Die olle Freilich gehört zur Familie der Wanderschreiber. Das ist mir heute wieder aufgefallen, da ich den ganzen Arbeitstag in einem Großraumbüro zubrachte.
Ein Wanderschreiber ist jemand, der mit dem Gesäß auf dem Schreibtischsessel gleichermaßen auf der Leitung sitzt. Um voranzukommen, muss er sich also ständig in Bewegung halten, und so marschierte, nein schlängelte ich mich andauernd zwischen den mehr imaginären als Wänden dieses Büros hindurch, nach Worten heischend, die sich nirgendwo so gut aufschnappen lassen wie in der Luft, zwischen Gemurmel und Telefongebimmel.
Die Leute hörten irgendwann damit auf, mir jedes Mal Grüß Gott und Auf Wiederschaun zu wünschen. Entweder hatten sie das Konzept des Wanderschreibers durchschaut oder sie seufzten ein die kommt ja doch wieder. Einer schüttelte mir sogar immer die Hand, das fand ich besonders nett.
Später kam ich drauf – und das hätte ich früher wissen sollen (auch wenn das vermutlich nichts genutzt hätte) – dass auch mein älterer Sohn künftig der Gattung der Wanderschreiber angehören wird. Am Elternsprechtag erfuhr ich nämlich, wie es um ihn steht – ojojoj. Ich war selber eine sauschlechte Schülerin und zu einem späteren Zeitpunkt, da man selber so quasi über den eigenen Körper „verfügen“ durfte, annähernd brillant, leistungstechnisch gesehen. Ich hätte es wissen müssen, weil er mit dem Schulbuch in der Hand ständig die Stiegen auf- und ablatscht, das tut er nicht aus Ignoranz und Langeweile, er tut es, weil er muss. Ich hätte fragen sollen, ob für solche Kinder nicht eine Laufradklasse eingerichtet werden könnte, nun bleibt mir lediglich das Warten auf die sechste Klasse, die in unserer Schule die Wanderklasse ist.
Kluge Menschen würden dies nun in das Konzept des kinesiologischen Wirkens und Erfahrens quetschen. Ich erkläre es prosaisch zum Schicksal des Wanderschreibers.
Jetzt wo ich es weiß, muss ich mir überlegen, ob ich künftig bei etwaigen Bewerbungen, sollte ich in die Endrunde kommen, den Zusatz „besondere Merkmale: Wanderschreiberin“ anfügen sollte, oder wenigstens um ein eigenes Büro in einem langen Flur bitten.
Am Freitag geh ich wieder ins Großraumbüro. Ich freu mich schon aufs Händeschütteln und die vielen freundlichen Menschen.
Ein Wanderschreiber ist jemand, der mit dem Gesäß auf dem Schreibtischsessel gleichermaßen auf der Leitung sitzt. Um voranzukommen, muss er sich also ständig in Bewegung halten, und so marschierte, nein schlängelte ich mich andauernd zwischen den mehr imaginären als Wänden dieses Büros hindurch, nach Worten heischend, die sich nirgendwo so gut aufschnappen lassen wie in der Luft, zwischen Gemurmel und Telefongebimmel.
Die Leute hörten irgendwann damit auf, mir jedes Mal Grüß Gott und Auf Wiederschaun zu wünschen. Entweder hatten sie das Konzept des Wanderschreibers durchschaut oder sie seufzten ein die kommt ja doch wieder. Einer schüttelte mir sogar immer die Hand, das fand ich besonders nett.
Später kam ich drauf – und das hätte ich früher wissen sollen (auch wenn das vermutlich nichts genutzt hätte) – dass auch mein älterer Sohn künftig der Gattung der Wanderschreiber angehören wird. Am Elternsprechtag erfuhr ich nämlich, wie es um ihn steht – ojojoj. Ich war selber eine sauschlechte Schülerin und zu einem späteren Zeitpunkt, da man selber so quasi über den eigenen Körper „verfügen“ durfte, annähernd brillant, leistungstechnisch gesehen. Ich hätte es wissen müssen, weil er mit dem Schulbuch in der Hand ständig die Stiegen auf- und ablatscht, das tut er nicht aus Ignoranz und Langeweile, er tut es, weil er muss. Ich hätte fragen sollen, ob für solche Kinder nicht eine Laufradklasse eingerichtet werden könnte, nun bleibt mir lediglich das Warten auf die sechste Klasse, die in unserer Schule die Wanderklasse ist.
Kluge Menschen würden dies nun in das Konzept des kinesiologischen Wirkens und Erfahrens quetschen. Ich erkläre es prosaisch zum Schicksal des Wanderschreibers.
Jetzt wo ich es weiß, muss ich mir überlegen, ob ich künftig bei etwaigen Bewerbungen, sollte ich in die Endrunde kommen, den Zusatz „besondere Merkmale: Wanderschreiberin“ anfügen sollte, oder wenigstens um ein eigenes Büro in einem langen Flur bitten.
Am Freitag geh ich wieder ins Großraumbüro. Ich freu mich schon aufs Händeschütteln und die vielen freundlichen Menschen.
freilich - 12. Apr, 20:52
schön.
ich bin übrigens kein wanderschreiber, habe jedoch in den letzten wochen bemerkt, dass mir einiges einfällt, wenn ich mal zu fuß einkaufen gehe, anstatt mit dem auto zu fahren. vielleicht weil man sich nicht so sehr konzentrieren muss, beim zu fuß gehen? vielleicht weil beim zu-fuß-gehen aufgrund von nonexistenz eines ipods kein high-volume alice cooper immer alles andere übertönt?
sie sollten ihren sohn vor schularbeiten zu langstreckenläufen motivieren. :)
Im Übrigen stimme ich Ihnen zu, das zu-Fuß-Erledigungen-Tätigen ist in der Tat eine feine Sache, was die Gedankenfreiheit betrifft.