Montag, 1. November 2004

Ich flög so gern nach Mexiko!

Es wäre schön, heute in Mexiko zu sein. Dort nämlich freuen sich die Menschen voll einen ab zu Allerheiligen. Die Kinder bekommen Totenschädel aus Marzipan und Schokolade und die Verblichenen werden geehrt wie Superstars. Am Vorabend wartet man mit einer reich gedeckten Tafel auf, an der sich die Verstorbenen in der Nacht, wenn alles schläft, laben. Und die Lebenden glauben tatsächlich daran, dass die Toten davon gegessen hätten. Allerheiligen ist ein Fest der Freude.

Bei uns ist außer der Freude daran, die neu erstandene Herbstmode auszuführen, nicht besonders viel an Glückseligkeit zu erkennen. Zwischen grässlichen Chrysanthemen und Erika knirscht man weihrauchvernebelt ehrfurchtsvoll langsam über den weißen Kies. Der Tod als das ultimative Aus. Wer ist schon bigott genug, um dem eigenen Ableben (und natürlich auch jenem nahe stehender Menschen) etwas Positives abzugewinnen? Jede Ratio ist stärker als der Glaube an ein Leben danach.

Der Tod ist das Nichts. Und der Gang auf den Friedhof eine Ehrerbietung als Antwort auf das schlechte Gewissen darüber, dass wir beginnen, die ehemals Lebenden zu vergessen. Wer will schon dem Nichts ins Auge sehen, dem Unvorstellbarsten aller Unerfassbarkeiten? Wir projizieren die Vorstellung unseres Lebenserhaltungstriebs auf dessen Gegenteil, auf die Nichtexistenz, das Nichtleben der Toten. Wenn das ganze Leben aus Sein bzw. sein Müssen besteht, dann kann das nicht Sein in seiner Fremdheit nur als Feind empfunden werden. Doch um das eigene Skelett wird man nie trauern müssen, und so negativ der Gedanke an das Nichts auch erscheinen mag, wenn man einmal dort ist, wird man ihn nicht (mehr) denken müssen. Und keiner wird je wissen, wie das Nichts wirklich ist (da es nicht ist).

So wird der Gedanke daran, alle Lebensphasen durchschreiten zu müssen, relativ. Ist denn das Alter ein erstrebenswertes Lebensziel? Genauso gut könnte man sich nur die Rosinen aus dem Lebenskuchen picken und sagen:
Have fun,
die young!

Es wäre doch schön ein Surfer zu sein, der auf die perfekte Welle wartet. Das wäre doch viel besser als die landläufig bekannten Selbstmordseminare. Denn man würde mit dem Gefühl des allerhöchsten Genusses und Glücks dem Tod in die Augen sehen. Man hätte sein ganzes Leben auf diesen einen Moment ausgerichtet, in dem man sich mit seinem Brett der ganzen Gewalt der mächtigsten aller Elemente, dem Sturm und dem Wasser, aussetzt. Auf der brechenden Welle würde man dahingleiten, der salzige Geschmack im Mund. Diesen kurzen und erhebendsten aller Augenblicke genießen, in dem man sich eins fühlt mit der Natur des gesamten Universums. Und man wäre selbst ein Teil davon. Das Leben würde an einem vorüberzischen, in Harmonie mit dem ohrenbetäubenden Rauschen der Gischt. Man würde die letzten Sekunden des Lebens mit einem Gefühl verbringen, das alle bisherigen erhellenden Empfindungen in den Schatten stellte.
Ein kurzer Schmerz beim Zerschellen an den Klippen. Und aus.
Das Nichts hat keine Kehrseiten.

La mort en rose…

Dienstag, 26. Oktober 2004

die Wirtschaft uiuiui

Heute fand in meiner Wahlheimatstadt die so genannte Gründermesse statt. Ganz schick, in der neuen Stadthalle. So dachte ich jedenfalls, als ich mit Kind und Kegel und Kompagnon (neu) zu diesem nennen wir es mal Ereignis pilgerte.
Hauptthema dieser Messe, die eigentlich Unternehmensgründern gewidmet ist, war in diesem Jahr die innerfamiliäre Unternehmensübergabe. Lustig plauderte das Mikro von Karl dem Ersten bis Karl dem Fünften, von der Vererbung des Betriebs an die Stammhalter und deren Stammhalter. Gegen Unternehmensnachfolge gibt es ja auch wirklich nichts einzuwenden. Als Aufhänger dieser Messe fungierte die Unternehmensübergabe jedoch, nach meinem Ermessen, als reines Not-Aushängeschild, damit die Herren und Damen GründerInnen nicht auf den ersten Blick bemerken, dass
  • es kaum noch Wirtschaftsförderung gibt (bei familiärer Übergabe braucht es die ja nicht)
  • das Land überhaupt kein Geld mehr hat um die Jungen, die neuen Jungen, zu unterstützen, nicht einmal in Form von Beratung
  • sogar die Give-aways, derer es bei solchen Messen normalerweise zur Genüge gibt, auf ein Minimum von unsere Ausbeute zwei Kulis, ein Feuerzeug und ein paar Gummibärlis samt hässlicher Koffer reduziert wurden.
Als ich vor zwei Jahren mit Kompagnon (alt) zu besagter Messe ging, wurde man noch fast enthusiastisch empfangen und mit Info-Material, Förderungsmöglichkeiten (mit drei Jahren Gültigkeit! Jetzt sind es nur noch sechs Monate und die Förderungen gelten nur mehr für wenige Dinge) und Zuwendungen überschüttet.
Obwohl sie nicht in der schicken neuen Stadthalle stattfand.

Ich finde das brutal deprimierend.

Sonntag, 24. Oktober 2004

SUPER SIZE ME

Wenn einer sagt: „So, und jetzt ess ich einen Monat lang ausschließlich McDonalds-Menüs“, dann kann so was ganz schön in die Hosen gehen. Oder aber wird daraus eine intelligente Doku, die nicht unnötig moralisierend und mit erhobenem Zeigefinger hinweisend – denn dass sich Welt (insbesondere die amerikanische) schlecht ernährt wissen ohnehin alle – mit simplen und doch überzeugenden Mitteln darstellt, wie es um Ernährungsgewohnheiten und deren Auswirkungen steht. Wenn das Ganze zudem gewürzt ist mit einer anständigen Portion Humor und Selbstironie des Probanden, kommt unterm Strich ein kurzweiliges Filmchen raus, dessen musikalische Untermalung es mir besonders angetan hat.
Interessanter und klug aufbereiteter Film.

Mittwoch, 20. Oktober 2004

Spiderwoman

Als ich mich gestern früh schlaftrunken in meinem Bett aufsetzte, widerfuhr mir gar sonderbares. Wohl juckt und kitzelt es einen hie und da, was man mit einer flüchtigen Wegwischbewegung meist schnell beseitigt. Doch gestern tat ich gut daran, auch meinen Blick an die kitzelnde Stelle zu wenden. Auf meiner großen Zehe saß ein mordsialisch riesiges Stück Spinnentier.

Jetzt werde ich einen Augenblick innehalten, um ganz sadistisch und genüsslich das Bloggekreische und –geekel anzuhören, hehe. … So.

Da ich selbst nicht zu den Arachnophobikerinnen zähle, stürzte ich mich natürlich sofort auf meine Schreibtischschublade, um mit einem Lineal das Ausmaß dieses Tiers überprüfen zu können. Stolze 8 cm Durchmesser, reife Leistung!

Mit der Tierhaltung geht ja bedauerlicherweise einher, dass man sich auch um die schlechten Angewohnheiten bzw. Eigenheiten der besten Freunde des Menschen kümmern bzw. mit diesen abfinden muss. So hat dieses Spinnentier, offensichtlich auf Beutesuche, zunächst einmal das Hauptobjekt meiner biologischen Studien einfach so aufgefressen (pah!) und macht sich jetzt natürlich, wo Insekten allgemein rar werden, über mein eigen Blut und Fleisch her. Bloß sind die Einstichlöcher viel zu groß und die Schwellung der gebissenen Körperpartie viel zu klein, um auch die Spinne für therapeutische Zwecke nutzen zu können.

Jetzt sitzt sie da, auf meinem Schoß, und wartet lernwillig auf die erste Flohzirkus-Lektion. Wie bring ich ihr bei, dass sie für den Job ungeeignet ist? Ich habe schon überlegt, ein Assessmentcenter einzuberufen, gemeinsam mit Stechmücken und vielleicht ein paar anderen Insekten, damit sie einsieht, dass andere es besser können. Aber würde sie es einsehen? Nein, auffressen würd sie sie!
Fast wie im richtigen Leben.

Sonntag, 17. Oktober 2004

Mitteilung in eigener Sache

Am Freitag, den 15. Oktober 2004, um etwa 13 Uhr, erreichte ein Päckchen der deutschen Post letztendlich doch seine Empfängerin in Österreich.
Die mit tagelangem Hoffen und Bangen erwartete Sendung wurde mit freudigem Aufreißen der Küchentür und einem fast-um-den-Hals-Fallen des Postboten seitens der Empfängerin abgegolten.
Der ansonsten stets freundlich, ja fast mitleidig ihre hier-ist-Ihre-Werbung bringende Postmann schien sichtlich erleichtert, auch diesem Huhn einmal ein Korn in Form eines heut-habe-ich-ein-Päckchen-für-Sie überbringen zu dürfen.
Eigentlich sagte er: „Heit hau i a Paggl fia eana!“

postautoDie Post bringt allen was.
Ihr Postmann macht’s persönlich.

In freudiger Erregung wurde selbstredend unvermittelt auf das Paggl losgegangen, mit Messer und Schere und allem was dazugehört, nicht ohne es vorher eingehend zu beschnüffeln, man weiß ja nie (ich fürchte, ich habe es bereits bei der Überreichung durch den Postmann beschnuppert und will jetzt gar nicht drüber nachdenken, was der sich wohl denken mag).
Kurzum, nach dem Hervorkramen zahlreicher Börsenberichte und Todesanzeigen der Süddeutschen Zeitung sowie der Entwicklung aus Frischhaltefolie, die für die nächsten drei Jahre reichen dürfte, hielt ich sie in der Hand:

die torta casei blasebalgensis

unversehrt in ihrem Zustand, wohlgeformt und geschmacklich vollendet. Mjam.

Danke!

feuer(t)busch!

Der da bush
liegt mit 4 % im Umfragenplus.
Ich versteh diese machtgeile Nation nicht.
Widerstrebe trotzig.

NIET!!

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«Ein Mann im Haus...
...erspart den Zimmermann», sag ich immer. Und da ich...
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Nun ist der Zusammenhang...
...und ich versuchs gar nicht ! Grüße Lars https://schr eibnetz.twoday.net/ http:/ /schreibnetz.de Tschüss Pr obleme...
schreibnetz - 10. Apr, 16:46
Nun ist der Zusammenhang...
...und ich versuchs gar nicht ! Grüße Lars https://schr eibnetz.twoday.net/
schreibnetz - 10. Apr, 16:45
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punkt 1: soviel stress...
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von einem eingefleischen...
ist das ja schier ein Kompliment
freilich - 8. Mär, 12:18

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